Vincents Tagebuch

Amtsschimmel

von | 21. Februar 2017 | Allgemein

Kleiner Nachtrag:
Die Stuttgarter Zeitung holte sich letzten Freitag dies Thema von meiner Hompage. In der Übrrschrift hieß es:
” Vincent Klink wütend.”
Keine Frage, ein Journalist braucht eine zündende Überschrift sonst guckt keiner hin. Aber unter uns, ich werde niemals mehr wütend, das habe ich mir seit Jahren abgewöhnt. Im Gegenteil ich werde immer mehr sprachlos.

Eine Wirtschaft umzutreiben,

ohne dass man abgestraft wird oder gleich ins Gefängnis muss, ist gar nicht so einfach. 
Wir sind auf der Wielandshöhe 25 Mitarbeiter. Die Arbeitszeitlisten zu führen, korrekte Arbeitsverträge zu verfassen, Freizeitausgleichslisten zu führen, Hygienebestimmungen, Arbeitsschutz, Betriebsarztsuntersuchung, Berufsgenossenschaft, Steuertermine, Lohnbuchhaltung (absolut heimtückisches Terrain), Tagesinventur, den Fischen bei der Ankunft die Temperatur messen, u.s.w. Das alles ist so heftig, dass das Kochen vor lauter Amtsschimmel fast zur Nebensache wird. Ohne meine tüchtige Küchenchefin, die ein abgeschlossenes Betriebswirtschaftsstudium hinter sich hat, wüsste ich nicht wo mir der Kopf steht. Ich wäre wirklich zu blöd. Mir ist es rätselhaft, wie meine jungen Kollegen, die dafür kein Personal haben, das überhaupt schaffen. Man hat schließlich Koch gelernt und nicht Rechtsanwalt.

Ich glaube, der Kleingewerbetreibende, die Kleinbetriebe, das sind die wirklichen Sklaven unserer Zeit. Bei vielen geht es gar nicht ohne totale Selbstausbeutung. In Wahlprogrammen kommt dieser “Kleine Mittelstand” sowieso nicht vor.

 Diese armen Teufel sind seit Jahrzehnten zur Selbsthilfe geknebelt.

Ein Beispiel, was ich unlängst verdauen musste: Sonntag und Montag ist Ruhetag, die Küche ist ausgeräumt und geputzt, das Restaurant aufgestuhlt u.s.w. Es ist niemand da. Alles leer. In unseren Arbeitsverträgen steht nicht drin, dass es an diesen Tagen kein Personalessen gibt, was ja sowieso logisch ist. Trotzdem muss das im Arbeitsvertrag vermerkt sein, dass Sonntags und Montag kein Personalessen gereicht wird. Es stand natürlich in meinen Arbeitsverträgen nicht drin. Fazit: 16.000 Euro nachzahlen an die Rentenversicherung, weil dem Staat die Lohnsteuer, (Personalessen ist Lohnsteuerpflichtig) entgangen ist.

PS: Es wird ja gerne übers Finanzamt geschimpft, das hat dafür zu sorgen, dass Gesetze eingehalten werden.
Die Verursacher sind aber die Gesetzgeber, irgendwelche Leuten, die auf einem anderen Stern leben, auf alle Fälle n Scheubles Berlin und womöglich auch in Brüssel.
Trotz allem, wenn man bedenkt, dass man in England für eine Aufenthaltsgenehmigung 85 Seiten ausfüllen muss, ist man in Deutschland immer noch gut dran.