Vincents Tagebuch

Wir sind super,

11. Dezember 2025 | Tagebuch

das reicht schön längst nicht mehr. Megasuper ist angesagt, Jeder will einmalig sein, unverwechselbar, so kam es von der Karottenjeans die alle trugen, hin zu extrem weitgeschnittenen Schlapperhose. Tatoos folgen auch einer Mode und der Sehnsucht nach Unverwechselbarkeit. Von allen Seiten stürzen die Argumente auf die Menschen unserer Zeit und fast alle besingen den Individualismus, deshalb auch die extrovertierten Haarfrisuren (nicht geil, sondern megageil).

Ein Bürger will nicht bürgerlich sein, sondern supidupi. Folgt man Großteils den Medien und den Influencer ist man ums Versehen zwar noch ein Individuum, dies aber der doppelgängerischen Art. Alle sind gleich weil alle sich gleich schmücken und ausstatten wie es der Zeitgeschmack befieht. Die Werbeindustrie lobte früher ein Produkt, ein Gerät oder sonstwas und stellte die Vorzüge und Qualität dar. Das ist heute nicht mehr nötig sondern der Werbespot schreit „Tausende lieben diesen Handmixer, nur noch wenige auf Vorrat“.

Der individuelle, extrasinguläre Auftritt durch Tatoos oder exotischem Haarschnitt, oder die Talibanmatratze, ist keiner mehr. Gerade denke ich an die Selbstoptimierung von Ministerpräsident Söder, die im Klobrillenbart endet.

Jeder Mensch ist ein Individuum mit speziellem Eigesinn. Solange er natürlich bleibt, dass ihn seine Oma jederzeit erkennen könnte, ist er unverwechselbar. Jede Selbstoptimierung opfert sich dem Zeitgeschmack und geht im Massengeschmack unter. Ich bin wie ich bin, mit Bollerhose und T-Shirt, ganz unverfälscht, und das ist mittlerweile verdammt exotisch (neudeutsch outstanding).

Der geniale Schriftsteller und Country Sänger Kinky Friedman, bewarb sich eines Tages für die Präsidentschaft der USA. Sein Wahlkampfslogan war:„Why the Hell not Kinky?“ oder noch besser „I‘m Kinky, I‘m a asshole from Texas!“ So ist’s halt, trotz aller Bescheidenheit s’hat nicht geholfen.
Als Krimiautor war er für mich ein wirklicher Gigant. Seine Bücher tragen autobiographische Züge. Der in einer Loft in der fiktiven Vandam Street 199b in Manhattan lebende Ich-Erzähler ist ist Kinky Friedman selbst. Sein Detektivbüro hatte fünf Telefone. Suchte ihn ein Klient oder zukünftiger Kunde auf, bat er irgendjemanden darum alle Telefone anzurufen. Es klingelte im Büro an allen Ecken und Enden und dem zukünftigen Kunden dünkte, dieser Mann ist sehr gefragt.

I'm Kinky, a asshole from Texas!