Vincents Tagebuch

WO ICH GERNE ESSE!

4. August 2025 | Tagebuch

Ich bin kein Restaurantkritiker, Kollegen kritisiert man nicht öffentlich. Wir haben hier eine Aufzählung von Gasthäusern in denen es mir schmeckt. Wenn nicht, dann schweige ich.
Alle diese Betriebe pflegen fundiertes Handwerk. Sternerestaurants sind nicht dabei, diese sind sowieso bekannt. Mir geht es um die Stärkung der bürgerlichen Küche, die mehrheitlich erdenschlecht ist. Das Gute gibt es aber auch und das bekommt keinerlei Förderung. Diese heimatliche Küche ist für die Bevölkerung wesentlich wichtiger als die Spitzenküche, um die es letztlich zuviel Radau gibt.
Die Liste ist längst nicht vollständig. Die Ruhetage will ich auch noch ergänzen.Tischbestellung ist immer ratsam.
Am Ende meiner Aufzählung gebe ich generelle Hinweise, die manchem Wirt vielleicht hilfreich sein könnten.

DIE WÜSTE LEBT!
Das Schönste an der Wüste sind die Oasen.

Stuttgart 
Augustenstüble, Innenstadt
Freude an guten Weinen und gutem Essen und man glaubt sich mitten in Paris. Hier kommen Charme und Können zusammen. Selbst in Paris sind solche Bistrots rar.
⇒ www.augustenstüble.de
Speisekammer West, Innenstadt
Wirtin Dorit Münzer-Bock ist mir sehr sympathisch, das hat auch mit der Aufrichtigkeit zu tun, der Betrieb ist Biozertifiziert und ich wurde nie enttäuscht.
www.speisekammer-west.de
Goldener Adler, Innenstadt
Schwäbische Klassiker und auch international inspiriert und Küchenchef Ölkrug kocht immer sehr gut. Guter Service
⇒ goldener-adler-stuttgart.de
La nuova Trattoria Da Franco, Innenstadt
Die Familie Annunziata blickt zurück auf eine lange Tradition in der Gastronomie. Die Spaghetti Vongole dort sind mein allerliebster Dauerlutscher.
Immer offen.
⇒ www.lanuovatrattoriadafranco.de
Das Waldhorn in Rohr/Stuttgart
Eine Schwäbin und ein Mallorquiner, beide kommen aus der französischen Dreisternegastronomie, kochen bodenständig auf höchstem Niveau. Die beiden mag ich ganz besonders.
So. Mo. Di. zu.
⇒ daswaldhorn.de
José y Josefina, Innenstadt
Spanisches Restaurant mitten im Herzen des Stuttgarter Westens. Wozu in Urlaub fahren, wenn man solche spanische Küche vor der Türe hat.
⇒ joseyjosefina.de
La Fenice, Innenstadt
Gute italienische Küche und Weine, elegant und leger und der Hausherr Vincenzo, ein liebenswürdiger Gastgeber.
⇒ www.ristorante-la-fenice.de
Das Lehen, Innenstadt
Gasthaus im Lehenviertel des Stuttgarter Südens. Die letzte wirkliche Quartierkneipe Europas mit handfester Küche. Ich esse Schnitzel om Schwäbisch Hällischen Schwein. Hinter rumort eine Skatrunde und neben mir spielen Tochter und Oma Mensch Ärgere mich nicht.
⇒ www.classiclehen-stuttgart.de/
Kicho, Innenstadt
Authentisches japanisches Restaurant in Stuttgart. Es ist derartig authentisch, dass ich nur mit Tochter Eva dort hingehe, die mir durch die Speisekarte hilft. Der Service ist äußerst freundlich, eigentlich müsste ich mich nicht fürchten.
⇒ www.kicho.de
Zur Kiste, Innenstadt
Eine wirklich echte Weinstube wie vor 100 Jahren.
⇒ www.zur-kiste.de
So. zu.
Weinstube Fröhlich, Innenstadt
Angenehme Atmosphäre. Gute Schwäbische Küche. In der dunklen, traditionsreichen Täfelung sitzen mehrheitlich Intelligenzler, oder solche die sich dafür halten. Mit der Tafelkultur geht es ja selbst in Sternelokalen rasant den Bach runter. Kein Tischtuch mehr, vielleicht noch die peinlichen Tischlätzchen die man quer legt, insgesamt blanke Kantienanmutung. Hier aber die Ikonen solider des Gasthauskultur, mit Scheuersand geschrubbte Eichentische! Sonderlob!
⇒ www.weinstube-froehlich.de
Stadtrand
Fässle, Degerloch
Französische und internationale Küche in klassischem Ambiente und mit gut bestückter Weinkarte.
⇒ restaurant-faessle.de
Lamm, Feuerbach
Brigitte Idler kocht schon lange und bewährt, eine ehrliche Küche, und die verdammt gut. Ich war nie dort, die Lady hat schmerzhafterweise den gleichen Ruhetag wie wir.
⇒ www.lamm-feuerbach.de
Schillerhöhe, hoch über Gerlingen
Seit 4 Generationen bekannt für gemütliche Atmosphäre und gutbürgerliche Küche. Sonnige Terrasse.
Wienerschnitzel , Pommes, Salat extra. Es gibt speziellen Kopf- und Kartoffelsalat, ohne wie üblich, Vogelfutter obenauf.
⇒ www.schillerhoehe.com
Di. Ruhetag. Sa. So. durchgehend.
Villa Rustica, Gablenberg
Wirkliche italienische klassische Küche, die über Tomate Mozzarella und Pizza weit hinausreicht. Der chef hat immer außergewöhnliche Weine in der Hinterhand.
⇒ www.villarustica-stuttgart.de
Alte Kelter, Untertürkheim
Maultaschenweltmeister und viele weitere typisch schwäbische Gerichte.
⇒ www.altekelter.com
Steinhalde, Bad Cannstatt
Kombinationen von heimischen und internationalen Produkten. Ich fühlte nich sehr wohl und hat mir prima geschmeckt.
⇒ restaurant-steinhalde.de
Zum Hirschen, Fellbach
Gekonnte, unkomplizierte Küche mit regionalen Produkten und sehr guten Weinen. Chef kocht sehr gut, und die Ehefrau bedient mit vollem Herzen. Ein Tisch ist schwer zu bekommen. Beide nehmen nur soviele Gäste an wie sie auch korrekt bedienen können.
⇒ www.zum-hirschen-fellbach.com
Wirtshaus Hasen, Gablenberg
Immer brechend voll. Echt Pressluft. Zwei ältere Ladys sorgen im Gedränge für Ordnung. Achtung, beim ersten mal ist man spürbar Fremder, Eine echte Handwerkerwirtschaft, und der Koch ist ein wirklicher Meister. Keine Homepage!
0711 464700, Sa. So. zu.
Knaussbirastüble, Hedelfingen
Ausgezeichnete, schwäbische Küche. die Familie zieht an einem Strang, und was selten ist, alle in die gleiche Richtung. Hinter dem Haus eine kühle Gartenwirtschaft.
www.knausbira-stueble.de
So, Mo, zu.

JWD (Berlinisch, janz weit draußen!)

Post-Cantz, Ludwigsburg
Traditionsreiches Haus, Vater und Sohn kochen sehr gut. Erstes Haus am Platz.
www.post-cantz.de
Mi. Do. zu
Erpfingen Sonnenbühl, Hirsch
Der unermüdliche, und topfitte Gerd Windhösel bietet eine Michelin-Sterneküche seit vielen Jahren. Ich aber hockte mich in seine Dorfstube. Super-Maultschensuppe, Kartoffelpürée mit Soß, was will man mehr. Die weltweit herrlichste Lammhaxe vereinte sich obendrein zum Beilager des Pürées. Zuerst ein Bier wie immer, dann ein Glas Rotweincuvée von Jürgen Ellwanger. Serviert wurde, der herrliche Sonntagstrost von einer äußerst sympathischen Dirndlfrau. Ich hätte eigentlich ein Zimmer nehmen müssen wie weiland der Dichter Peter Härtling.
https://www.romantikhotel-hirsch.de/de
Mo. Di. zu
Neuffen, Traube
Bei Familie Spring hat sich Eva und ich sehr wohl gefühlt. So muss die Stube eines Traditionsrestaurants aussehen, schöne Holzvertäfelung, Tischtuch, Blumen. Dienstagabend, das Restaurant war voll besetzt und wir wurden von Ina Spring und einer tüchtigen Gehilfin flott bedient. Cordon Bleu, Kalbsrahmschnitzel, Tafelspitz, Rostbraten sowieso. Wir entschlossen uns zur Maultasche mit Kartoffelsalat, danach Kalbszüngle mit Spätzle und Pfifferlingen. Es war ein Schmaus. Die Weinkarte ist eng begrenzt, vorwiegen Weine aus dem Ort und das ist gut so.
https://www.traube-neuffen.de
Montagmittag zu, ansonsten mittags und abends geöffnet

Hier nun meine Shortlist, die ich noch abarbeiten muss.
Geradstetten, Krone
Metlangen, Stern
Ratshausen, Adler
Schramberg Hirsch
Hebsack,Lamm,
Unterhausen, Sonne
Bebenhausen, Hirsch
Bebenhausen, Waldhorn
Hayingen, Adler
Sonnenbühl-Erpfingen, Hirsch
Schlattstall, Hirsch
Wasseralfingen, Wilder Mann
Nürtingen, Schlossberg
Zang, Löwen
Espachweiler, Seegasthof
Steinenbronn, Löwen,
Leinfelden-Echterdingen, Hotel am Park
Gomadingen, Hotel Winter
Ellwangen, Hirsch
Oberbohingen Linde
Veinau Rössle
Elzach-Oberprechtal, Rössle
Stuttgart Feuerbach Waldgasthof Mähderklinge,
Schramberg, Hirsch

Da fehlt noch vieles, aber ich habe nur einen Magen. Trotzdem, beachtlich wie ich mich durchs Ländle mampfe. Gell?

Generelles, was mir immer wieder auffällt:
1, Oft bestelle ich Flädlessuppe und stelle mir die Frage, warum diese meist nach guter Fleischbrühe schmeckt, aber nicht nach Flädle. Um die geht s letztlich. Nun, der Geschmack wird nur durch sanfte Bräunung des Pfannkuchens erzielt. Das ist aber meistens nie der Fall. Also bitte die Flädle durchbacken! Muss man viele Suppen servieren, so bäckt man die Flädle und legt sie übereinander. Hat man den Stapel fertig kommt ein Teller mit Gewicht darauf. Ab ins Kühlhaus. Nach einigen Stunden sind die Flädle zusammengeklebt. Je nach Größe, den Stapel halbieren oder vierteln. Mit der Aufschnittmaschine schneidet man alles in dünne Streifen, die dann auseinanderfallen und man hat perfekte Flädlesstreifen.
2. Panierte Schnitzel. Die schmecken immer nach dem Fett in dem sie gebacken wurden. Kommt es dort hinein wo auch die Pommes frittiert werden, schmeckt das Schnitzel nach Pommes oder schlimmstenfalls nach strebender Fritteuse. Also bei großen Mengen eine extra Fritteuse in Betrieb nehmen. Andernfalls in der Pfanne braten. Dort bläht es sich nur dann auf wenn es frei im Fett schwimmen kann. Das verursacht Kosten. Also, normal in Fett braten, denn aufgeblähte Schnitzel schmecken nicht besser als ein normal gebratene. Wer anderes behauptet ist Opfer der Phantasie. Jetzt ganz wichtig, am Herdrand hat man etwas braune Butter und einen Pinsel. Vor dem Anrichten braune Butter übers Schnitzel träufeln. Zu beachten ist auch, dass man Paniertes generell nachsalzen sollte.
3. Päcklessauce. Soviel Sauce wie die Schwaben schlucken lässt sich nur mit großen Mengen gehackter Knochen realisieren. Für preiswerte Gastronomie kommt alsso Päcklessauce zum Einsatz. Wenn schon, dann bitte nicht sortenrein sondern etwas aufgemöbelt mit braunen Zwiebeln, Gewürzen wie Piment, Nelke, grobem, schwarzem Pfeffer, Thymian, Majoran etc.. Vielleicht noch ein Schluck Rotwein dazu.
4. Pfeffer, besonders Salz gehörten auf jeden Tisch, da jeder Mensch einen anderen Bedarf hat. Also mild salzen. Gerade Ältere, die ihr Leben als Immobilie fristen benötigen fast kein Salz. Wer kurze Zeit vorher auf dem Tennisplatz 2 Liter Schweiss gelassen hat um so mehr.
5. Frittenzwiebel auf dem Rostbraten und auch sonst überall. Eine schlimme Seuche. Selbst bei starkem Andrang kann man sich als Mise en Place ein paar dünn geschnittene und braun gebratene Zwiebeln am Herdrand bereitstellen. So schmeckt der Rostbraten nach Zwiebeln und nicht nach der Fritteuse in der die Zwiebeln gebadet wurden. Schlimm ist auch, dass sich die Gäste mittlerweile daran gewöhnt haben. Man bedenke, der leichteste Weg führt bergab.
5. Päcklesspätzle: Den Teig in der Rührmaschine fertig machen und dann durch die Spätzlespresse, ist das ein solch mörderischer Aufwand, dass man sich zu den gertrockneten Päcklesspätzle retten muss. Selbst wenn das Eigenprodukt nach Blindschleichen oder knallharten Regenwürmern aussieht, es hat den Geschmack der Frische.