Manchmal brauche ich Tapetenwechsel und so machte ich mich auf den Weg an den Starnberger See, nach Bernried. Dort hat das Buchheimmuseum eine Ausstellung über den Expressionisten Max Pechstein auf die Beine gestellt. Das Museum mit dem Park, an sich ist schon sehenswert, und die ist dies Seelandschaft mit dem Alpenpanorama sowieso.
Nachdem ich mir den umfangreichen Expressionismus, nicht nur Pechsteins, einverleibt hatte, machte ich mich auf den Heimweg. Ich wollte übers Land fahren, und irgendwann stand ein Ortsschild mir im Wege: Kloster Ottobeuren!
Dort war ich vor 40 Jahren das letzte mal. Also los. Der Benediktinerorden treibt die riesige Liegenschaft um und als ich drum herum schnürte hörte ich Orgelklänge. Wenig später war ich in der Kirche bei donnerndem Orgelsound. Ein Truppe italienischer Profis spielten virtuos ein orkanartiges Inferno. Die Kirche selbst, ein Sinnbild der Verschwendung, totaler Barock-Overkill. Es war die Zeit zwischen 1617 1750, in welcher der Absolutismus begründet wurde. Er ließ es sich verdammt gut gehen, bis die französische Revolution der sozialen Ungerechtigkeit eine Stimme gab.
Als Souvenir kaufte ich mir im Klosterladen die Regeln des Heiligen Benedikt. Er lebte ungefähr von 480-547 n. Chr. und ist der Begründer des abendländischen Mönchtumstums und der Verfasser der Benediktregeln. an die hält sich der Orden noch heute. In dem Benedikt-Büchlein lese ich unter Abschnitt 40 wie man zu trinken hat.
§ 1 Erstens jeder hat seine Gnadengabe vor Gott, der eine so, der andere so.
§ 2 Deshalb bestimmen wir nur mit einigen Bedenken das Maß der Nahrung für andere.
§ 3 Doch mit Rücksicht auf die Bedürfnisse der Schwachen meinen wir, dass für jeden täglich eine Hermina Wein genügt (Hermina, römisches Maß, ungefähr ein Viertele).
§ 4 Wem aber Gott, die Kraft zur Enthaltsamkeit gibt, der wisse, dass er einen besonderen Lohn empfangen wird.
Jedenfalls, bei Benedikt ist alles ganz wunderbar formuliert und eine tolle Lebensregel, die jedem gerecht wird. Mir läuft der erste Paragraph rein wie Öl. “Jeder hat seine Gnadengabe von Gott, der eine so, der andere so. Auf gut schwäbisch, “sauf’sch isch recht, sauf’sch net ischs au recht.”
- Selbst bei Mießwetter, für mich, die schönste Gegend.
- Bei den Benediktinern wird nicht gekleckert sondern geklotzt.
- Insesamt waren sechs Profis am Werk, die an der Orgel alles ausprobierten. Manchmal fürchtete mir fliegt alles um die Ohren.
Das tiefe Register wird ausprobiert. In Natura wird man heftig duchgeschüttelt.