Vincents Tagebuch

Warum Essen oder Trinken gehen? Es ist ein soziales Grundbedürfnis.

von | 5. August 2023 | Allgemein

DIE 7% MÜSSEN BLEIBEN!

Man geht in die Eckkneipe wenn man Durst hat, man geht in ein Gasthaus, weil man Hunger hat. Daran ist nicht zu rütteln. Nun kommt aber das große Aber, dass die Regierung, die bekanntlich vielleicht teuer, aber nicht gut ißt, sich noch kaum überlegt hat.
Am freien Tag bestand meine Frau fast immer darauf, dass man ein Gasthaus oder auch eine Kneipe aufsuchte. Das Essen sollte möglichst gut sein. Der Grund für die Aushäusigkeit war aber ein ganz anderer. Wir arbeiteten täglich von morgens bis abends zusammen. Miteinander reden konnte man kaum, das ließ die Hektik nicht zu, privater Austausch fand wenig statt. Ich hatte auch nie Zeit für Gequatsche, Frauen kommen aber selten ohne Köpfezusammenstecken aus. Deshalb das sonntägliche Gasthaus. Da musste ich mich an den Tisch hocken und konnte nicht wegrennen, wenn auch der Hobbyraum zuhause wie ein Magnet wirkte. Je älter ich wurde um so mehr wuchs das Bedürfnis nach Gemeinsamkeit. Nichts Schöneres als mit Tochter Eva im Gasthaus zu schwätzen. Letzten Dienstag (www.kicho.de) beim Japaner, Vincent im Kampf mit Nudelsuppe und das mit Stäbchen, Mamma mia. Eva zeigte mir wie es geht und meine Fingermotorik erwies sich als immer noch überdurchschnittlich.

In Östereich sind Gaststätten steuermäßig begünstigt und die Renten hoch. Von zehn Rentner in Wien gehen über die Hälfte täglich ins Gasthaus, essen mit einem Viertel Wein ihr Krautfleckerl oder einen Spezialpfannkuchen oder ein kleines Gulasch. Sie könnten natürlich auch zuhause vespern. Extrem wichtig ist aber, dass man für 8 bis 10 Euro die Anbindung an Gleichaltrige hat und Vereinsamung so nicht zustande kommt.
Kurzum, die Preise für Gaststätten hierzulande müssen bezahlbar sein und die Wirte trotzden nicht pleite gehen. Württemberg brüstet sich immer mit seinem Sterne-Gourmet-Himmel. Das ist natürlich wunderbar, aber das macht Württemberg überhaupt nicht zu einem Genießerland. Dafür ist nämlich die Mehrheit der Bürger zuständig. Für die Volksempfinden ist die Sternegastronomie komplett überflüssig, es sei denn es läuft wie in Frankreich, wo der ärmste Teufel stolz darauf war, dass es einen Paul Bocuse gab. Deshalb ist es auch schön, das sich viele über die Sternegastronomie freuen und vielleicht sogar stolz darauf sind. Wichtig sind aber nicht die Sterne, sondern das Überleben des bürgerlichen Gasthauses. Um es zu verdeutlichen, die Bundesliga ist für die Volksgesundheit total überflüssig, nicht aber der dörfliche Fußballclub, der eine enorme soziale Aufgabe hat, die mancher Depp natürlich auch als überflüssig empfindet. Es darf nicht so kommen wie im Lockdown, dass alles zuhause hockt und gaga wird. Gasthäuser sind lebenswichtig für die Seele.

Papagei