Bin Altgrüner von Anfang an, die Ansichten des Frankfurter Gastronomen Christian Mook unterstütze ich jedoch uneingeschränkt. Meine Klagen zeigen obendrein auf die Kollegen, die beruflich wesentlich schwerer zu kämpfen haben als die Wielandshöhe. Zum Wohle meiner Mitarbeiter habe ich die 4-Tagewoche eingeführt. Ich verzichte finanziell deswegen auf einen ziemlichen Betrag. Bleibt die Mwst-Steuer wie sie ist, wäre mir das ausreichend.
Oft muss ich an die Kollegen in Ost- und Mitteldeutschland denken. Sollte es zur Mwst-Erhöhung kommen sind die meiste Ostkollegen am Boden. Auch die vielen jungen Leute, die gerade ein Geschäft gründen wollen und sich durch die Schneckentempo-Bürokratie kämpfen müssen, sie alle haben mein großes Mitgefühl. Generell: Die Wirte-Selbstausbeutung ist voll ausgereizt.
Nun kommt Herr Mook zu Wort, der es besser sagen kann als ich.
EINE BRANCHE AM RUBIKON
Wir hatten bereits mehrfach darauf hingewiesen, mit welcher perfiden linguistischen Raffinesse die angeblich so sprachsensiblen GRÜNEN ihre hart arbeitenden Wirte immer wieder verbal verhöhnen, indem sie eine im europäischen Kontext faire Besteuerung der Speisegastronomie als großzügige Subvention des Staates framen. Nun hat der grüne Bundestagsabgeordnete Bruno Hönel in einem Interview mit der Mediengruppe Bayern noch eine Eskalationsschippe draufgelegt und nicht nur insinuiert, sondern klar postuliert, dass es sich bei der temporären Mehrwertsteuersenkung um eine staatliche „Subvention“ handelt! Damit dürfte endgültig klar sein, dass die degoutanten Aussagen nicht nur vereinzelte bedauerliche Fehltritte waren, sondern mittlerweile zur ganz normalen Rhetorik der GRÜNEN gehören. Bruno Hönel hat in seinem ambitioniertem Anti-Gastronomie-Interview übrigens auch noch verlauten lassen, dass aus Sicht seiner Partei kein Bedarf für eine weitere fiskalische „Unterstützung“ der Gastronomie besteht. Als Begründung nannte der komplett praxisfremde Politiker eine abschwächende Inflationsdynamik und die optimistische Selbsteinschätzung der Branche. Offensichtlich liest Herr Hönel weder die verzweifelten Brandbriefe des DEHOGA noch die erschütternden Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Ansonsten wüsste er beispielsweise, dass laut den gerade veröffentlichten DESTATIS-Zahlen die Restaurantumsätze selbst im Mai noch immer um massive 14,3 Prozent unter dem Pre-Corona-Niveau lagen und das, obwohl die traditionell umsatzstarken Pfingsttage dieses Jahr sogar in den Mai gefallen sind. Nun ist es vollkommen egal, was ein komplett branchenfremder Zivilist wie Herr Hönel glaubt zu wissen, denn Fakt ist, dass das Kulturgut “handwerklich arbeitende Speisegastronomie” aktuell am Rubikon steht. Wenn die GRÜNEN ihre Forderung nach einer tierwohlfeindlichen, unfairen, kontraproduktiven und komplett marktverzerrenden 19-Prozent-Besteuerung der Gastronomie tatsächlich bei ihren Koalitionspartnern durchsetzen können, wird es zu einem regelrechten Pleitetsunami kommen. Laut einer Studie der DEHOGA würde die Rückkehr zur 19-Prozent-Besteuerung unmittelbar zur Vernichtung von weiteren 12.000 steuerpflichtigen Gastronomiebetrieben führen. Besonders bedauerlich ist dabei die Tatsache, dass vor allem Betriebe betroffen sein werden, die es selbst noch heute wagen, ethisch produzierte Lebensmittel in hoher handwerklicher Tiefe zu verarbeiten. Auch sollte man an dieser Stelle noch einmal darauf hinweisen, dass Wirte durch den deutschen Staat in der Corona-Krise in eine ganz besonders harte emotionale, finanzielle und bürokratische Sonderopferrolle gezwungen wurden. Wenn die Regierung nun tatsächlich beschließen sollte, Gastronomen nach dieser traumatischen Erfahrung auch noch fiskalisch über die Klinge springen zu lassen, werden garantiert sehr viele verzweifelte Kellner, Köche und Wirte der Ampel-Koalition diesen Dolchstoß nicht verzeihen und sich ganz sicherlich nach einer politischen Alternative umsehen. (Christian Mook, sehr ausgeschlafener Mann, betreibt in Frankfurt einige Restaurants.)