Vincents Tagebuch

Kritische Historie

von | 10. März 2023 | Allgemein

Es mag stimmen, dass es nie eine objektivere Betrachtung des Historischen gegegeben hat, als unsere Zeit mit all den modernen Rechechevehikeln. Jede Geschichtsschreibung, zu jeder Zeit, auch heute, sonnt sich trotzdem in oft überheblicher Objektivität und Werktreue.

Kanzlerin Merkel lies die Nolde-Leihgaben aus Ihrem Amtssitz entfernen, nachdem die sowieso bekannte Hitlerverehrung Emil Noldes weitreichender publik geworden war. Einer der großen der Kunst bekam einen Tritt, und Verdrängung ist oft hilfreich. Nun ja, wenn unsere moralisch hochstehenden Illusionen oft auch richtig sind, konsequent sind sie es selten. Wenn wir Deutschen gerne hypertrophe Gerechtigkeit auskübeln, dann müssten auch die Werke Martin Luthers und auch seine Verehrung (die ich Teile), aus dem öffentlichen Leben verbannt werden. Sein monströser Judenhass diskreditiert ihn erheblich, Mit seiner Sprachgewalt haute er wie mit Eisenbahnschienen auch ins andersdenkende Gemenge. Gerne hätte er mit ausgerissenen Eichen auf seine Kritiker geworfen. Luther, herzhaft katholisch geprägt, kann man jedoch danken, dass er die deutsche Sprache in ein stringentes Gleis gehoben hat.  Um es deutlich zu sagen, er hat unser heutiges Hochdeutsch miterfunden.

Die katholische Kirche hat enorme kulturelle Verdienste, verhindert vieles und  transportiert seit Anbeginn ein gerüttelt Maß an Aberglauben und Korruption. Trotz allem Missbrauch sind in Anbetracht der Größe der Firma, schlimme Priester in der Minderheit. Dass man diese jedoch zu schützen versucht ist schwere Sünde.
Für Luthers damalige Korrekturen war es höchste Zeit. Doch ich denke, dass man Geschichtsbeurteilung nach heutigen Maßstäben werten sollte, dies aber unter Anbetracht und mit dem Einfühlen in die damaligen Sitten und Gebräuche. Es gäbe viele Beispiele und oftmals ist mir die historische Wurschtigkeit der Italiener (sehr katholisch), die schon immer ein faschistisches Grundrauschen liebten, angenehmer als deutsche Rechthaberei. Das ist nun vielleicht eine romantische Regung.

Der für mich größte Melodiker, Liederschreiber und Sänger der Welt hört auf den Namen Roberto Murolo, ein Napolitaner. Fast kein Italiener weiß es, ich aber, der Schwabe schon: Er wütete als notorischer Kinderschänder. Nun ist er schon lange tot. Verzeihen muss man ihm seine “Krankheit” nicht, sein Werk sollte man jedoch in höchsten Tönen loben. Über fehlgeleitete Künstler kann man den Stab brechen, man sollte ihn jedoch des öfteren irgendwann bandagieren.
Zum Schluss noch, es gibt nichts menschlich-beseelteres als das Verzeihen.

Auch ich wurde in jungen Jahren (noch richtig schön und rank), in meinem beruflichen Umfeld unter der Gürtellinie häufig begrapscht und befummelt. Ich steckte das weg und mein katholischer Verdrängungsreflex war sehr hilfreich. Diese, meinetwegen Täter, strafte ich damals schon mit einem in mich hineingemurmeltem “Scheissdrauf”. Meine Verachtung gilt Jenen (oft Öffentlichkeitsgeilen) die nach dutzenden von Jahren mit so altem Käse aufwarten, sicher manchmal auch um ihre Rente aufzubessern. Wie sagte ungefähr schon Kurt Tucholsky: “Der Deutsche fällt hin, steht aber nicht auf. Erst einmal den Blick kreisen lassen ­und jemanden suchen, der schadenersatzpflichtig sein könnte.
Was kann beispielsweise Placido Domingo dafür, dass durch nackte Leibesübungen hübsche, rosabackige Start-Up-Sängerinnen, trotz Vögelei mit dem Maestro nicht zu Ruhm gekommen sind? Der Mann musste bestimmt kein weibliches Wesen vergewaltigen, es war eher umgekehrt. Womöglich war er ab und an ein auf der Flucht Überfallener.

Die Winkelzüge und Vertuschungen der katholischen Kirche dagegen, dieser notorische Kindsmissbrauch ist natürlich ekelhaft. Er findet leider nicht nur dort statt,­ sondern überall wo es Kinder gibt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass deutsche Bischöfe das hierzulande, zähklebrige Hinhalten befürworten. Denn, Ich halten den Papst für einen sehr guten und aufrechten Mann. Für mich, auch als Atheist und Anhänger von Stephen Hawking, ist er eine Lichtgestalt, und er ist wirklich mächtig. Im Hintergrund sind jedoch offensichtlich noch mächtigere Dunkelmänner am Werk, die sich mit altfränkischer Tradition als Bremsmaschinisten der Aufklärung entgegenstemmen. Es sind charakterlose Betonköpfe oder bereits schon so altersblöde, dass man verzeihen könnte. Ad hoc will sich allerdings das nicht einstellen, da muss noch viel geschehen.

PS. Zu diesem Thema: Johannes Reuchlin, 1455 in Pforzheim; † 1522 in Stuttgart”: Dunkelmännerbriefe”