Vincents Tagebuch

Langeweile

von | 26. Dezember 2022 | Allgemein

insbesondere der Kinder, keinen Schnee und draussen alles nass. Also bleibt man drinnen, oder aber man besucht ein Museum und ist dann auch im Trockenen.
Ich bleibe auch drin in meiner Schreibstube und beschäftige mich mit der Recherche zu meinem neuen Buch “Mein Schwabenland”. Ich beackere das alte Herzogtum Schwaben, das vom Rhein bis zum Lech reichte. Auf unsere Seite des Lechs enden die Städtenamen mit “ingen”, wie Memmingen, Gundelfingen, Waiblingen. Auf der anderen Seite des Lechs, an dem die hochinteressante Kulturstadt Augsburg liegt, enden die Städtenamen mit “ing”, also Pasing, Dasing, Dingolfing, u.s.w.

Mir stellt sich aber zuerst einmal die Frage, wo wir Schwaben überhaupt herkommen. Es fing früh an, mit einem wahrlich Donnerschlag. So wurde im Schwabenland unter anderem der aufrechte Gang erfunden. Das glaubt mir auf Anhieb niemand. Den Beweis liefert aber der  Vormensch „Danuvius Guggenmosi“. Man fand ihn in einer Lehmgrube in Pforzen bei Memmingen. Die famose Professorin Madelaine Böhme von der Uni Tübingen hat sich zu ihm in die Vergangenheit von 14 Millionen Jahren zurückgegraben. Ich muss mich nun etwas am Riemen reißen, damit mich nicht eine Art von Nationalstolz anfällt. Das wäre der blödeste Stolz dem man sich ausliefern kann.Also sage ich nun in gedämpftem Ton ohne jeden Triumph, dass mir gerade eine 25jährige Frau Ins Bild rückt. Die Frau ohne Unterleib. Man hat vor dem Krieg nur ihren Kopf gefunden und Wissenschaftler stellten fest, das Übriggebliebene ist 300.000 Jahre alt. Diese Vorgängerrin der Neandertaler wurde in Steinheim an der Murr aus einer Sandgrube gebuddelt. Ihr Name: “Homo Steinheimensis”, also der Mensch aus Steinheim, das in der Nähe von Ludwigsburg zu finden ist. Im dortigen Urmenschmuseum kann man sich über die Lady genauer informieren.

Weiter führt mich meine Neugierde zu den Höhlen des Lonetals nördlich von Ulm, und die des Achtals bei Blaubeuren. Dort entdeckte man die ersten Musikinstrumente der Menschheit und so ziemlich das älteste Kunstwerk der Welt, den “Löwenmensch”. Das ist längst nicht alles viele bemerkenswerte Kunstwerke wurde ausgegraben, Bären aus Mammutelfenbein modelliert, ferner das berühmte Pferdle und Elfenbeinmammuts oder alle Arten von Schmuck. all das zeigt dass wir heute in der Bildhauerkunst letztlich nicht viel weiter gekommen sind als die steinzeitlichen Artisti.

Der Zeitabschnitt der ersten Kunst nennt sich Aurignacien (40.000 v. chr.) und wird französisch ausgesprochen. Die Rede ist aber immer noch von Schwabenland. Der erste Massenmord geht auch auf das Konto meiner Heimat und nennt sich “Massaker von Talheim” (7.000 v. Chr.), einem Ort ganz nah bei Heilbronn.

Der Name Schwaben kommt von den Sueben, das ist aber auch schon alles. In den letzten Jahren kam es zu enormen Ergebnissen der Genforschung. Es zeigt sich, dass es nichts Blöderes gibt als Rassismus. In uns stecken in überwiegendem Maße Gene aus Anatolien und letztlich stammen wir alle aus Afrika. Die Frau aus Steinheim war noch dunkelhäutig. Da bei uns jedoch weniger Sonne als in Afrika unsere Haut trifft, wurden wir langsam (Huntertausendjahresschritte) hellhäutig um mehr Sonne aufnehmen zu können.

In der Völkerwanderungszeit drängten dann unzählige Germanenstämme in Richtung Rom, lange vor den Hunnen. Es hatte sich offensichtlich herumgesprochen, dass die Römer bereits den Schnellimbiss und die Fußbodenheizung kannten und im Süden Tage und Nächte mehr wärmten, als sibirische und skandinavische Stürme. Unterwegs fielen die Gemanenstämme übereinander her, mit Gewalt aber auch mit Zärtlichkeit. Solcherlei “Kriegerles” und Zuwendungen sind heute noch an unseren Genen abzulesen. Wer sich diesbezüglich umfassend aufmunitionieren möchte, der lese das hochinteressante und auch verständliche Buch des Genforschers Johannes Krause “Die Reise unserer Gene”, erschienen im Verlag Ullstein.

So weit so gut, mit dem Erlernen der Urgeschichte vertreibe ich mir die Freizeit und werde meine Schreiberei selbstverständlich bis zu heutigen Zeit kanalisieren.

Viel zu gucken gibt es:

Urgeschichtliches Museum (URMU), Blaubeuren
Das Urgeschichtliche Museum ist das zentrale Museum für die Fundregion der UNESCO-Welterbestätten “Höhlen und Eiszeitkunst der Schwäbischen Alb”.

Archäopark Vogelherd mit Vogelherdhöhle, Niederstotzingen

Museum der Universität Tübingen. Alte Kulturen, Tübingen

Museum Ulm, Archäologische Sammlung

Keltenmuseum, Grabenstetten 

Keltenmuseum Hochdorf/Enz

Das umfangreichste Museum zu dieser Thematik ist das Landesmuseum in Stuttgart. Ein Besuch für alle Museen, insbesondere das Letzter