Weihnachtsgruß von Wolfgang Abel
Im großen Duden vom guten Leben, der immer noch nicht lieferbar ist, müßte irgendwo zwischen den Wörtern Lebensgefährte, Lebensgeister und Leberwurst das Stichwort Lebenskunst auftauchen. Die Gabe, mit dem Leben fertig zu werden und sich obendrein noch darüber zu freuen, ist ein Geschenk des Himmels.
Alle wollen wir Lebenskünstler sein. Aber die Gabe Lebenskunst kann weder gelehrt noch erlernt, weder gelikt noch gepostet werden. Auch alle Gebrauchsanleitungen zur Lebenskunst sind dysfunktional, weil sich ein Lebenkünstler gerade dadurch auszeichnet, daß er einen besonderen Tag auch ohne Teileliste, Montageplan oder digitalen Beifall komponieren kann…
„Die Probe eines Genusses ist seine Erinnerung.“ Dieser uralte, aber nach wie vor zuverlässige Schnelltest wurde von Jean Paul erfunden. Ein jeder prüfe sich selbst, gerade auch im gastronomisch-kulinarischen Neuland bewährt sich die Erinnerung als zuverlässiger Lackmus-Test. Verquere Teller und antrengende Menüs, die bereits nach Wochen nicht mehr erinnert werden, waren ihr Geld nicht Wert. Die kulinarische Erinnerung relativiert im Übrigen auch die Aufgeregtheit um Punkte, Sterne und allerlei zeitgenössischen Klimbim. Kaviarkörner und Foodposts machen noch keine Lebenskunst. Was vor meiner Erinnerung Bestand hat, ist in der Regel genau das Gegenteil des digitalen Gestammels in Echtzeit…
Wolfgang Abel befeuert einen feinen Verlag, den „Oaseverlag“ in Badenweiler. In Zeiten, in denen Fernurlaub nur noch Ignoranten lockt ist das Programm des Verlags hochaktuell.
www.oaseverlag.de