Kürzlich las ich über Spargel in der Berliner Tageszeitung. “Je puristischer zubereitet, desto besser!” Dieser Aufruf hat mich sehr erfreut. Jedes Jahr winden sich die Fernsehköche, und nicht nur diese, im Kampf um eine neue Kreation. Das ist aber letztlich nichts Besonderes, denn fast jeder glaubt an seine Kreativität und hofft vor allem, dass sein soziales Umfeld das endlich auch erkennt.
Kreativität, ist ein fortschreitender Prozess, den jeder Künstler durchläuft. Man muss alles ausprobieren, zusammenfügen, erweitern, um mit wachsender Erfahrung und Können seine Arbeit auf die Spitze zu treiben.
Wenn man aber ganz oben, auf dem Gipfel ist, geht es nicht mehr weiter, sondern nach allen Seiten bergab. Man muss vieles zurücknehmen, rückbauen. Zeit bringt auch Vernunft und so gelangt der Künstler irgendwann zu der hohen Kunst des Weglassens, der Überwindung des horror vacui.
Was habe ich schon Spargelgerichte gekocht, gebraten, mit allerlei Saucen begleitet, dann noch mit allem möglichen überbacken. Erst letzte Woche habe ich meiner Frau ein Spargelragout in leichter Béchamelsauce serviert. Es war köstlich und es lebe auch, trotz meinem Trend zum Purismus, die Abwechslung. Auf alle Fälle, mit dieser Methode bleibt alles was der Spargel zu bieten hat, im Gericht erhalten. In Wasser gekocht, wie üblich, werden beträchtliche Mengen an Inhaltsstoffe an das Wasser abgegeben.
Heute schneide ich die Spargelstangen wiederum in drei Zentimeter lange Stücke, weil ich die langen Stangen in der Pfanne schwenken und besser vermengen kann. Keine Sahne kommt dran kein garnix.
Butter in die Pfanne und mit Deckel langsam dünsten. Irgendwann ein bisschen Salz dran und vielleicht noch einen Hauch Muskat. Einfacher geht es nicht. Mit allem darüber hinaus wird es nicht besser, nur eben anders. In 15 Minuten ist alles fertig. Braune Butter und Kartoffeln? Vielleicht doch nur Baguette? Egal.