Vincents Tagebuch

Der Michelinführer, der Gault-Millau

von | 5. August 2020 | Allgemein

… und sonstige qualitätvolle Restaurant- und Hotelführer haben sehr große Verdienste um die deutsche Gastronomie. Im Twitterzeitalter verlieren sie jedoch etwas an Bedeutung. Als großer Freund der Druckkunst, der Bücher und Zeitungen sah ich die Entwicklung des Medien-Burnout-Kapitalismus oftmals mit stiller Ablehnung.

Doch es hilft alles nichts, die Dominanz des Internets ist nicht zu stoppen und so haben sich unzählige Portale installiert, die sich mit Essen, Trinken und mit Restaurantbesuchen beschäftigen. Tripadvisor konnte ich gar nicht leiden. Im gesamten Internet kann sich jeder Idiot verbreiten, da kam eine Entwicklung in Gang, die ich als Triumph unzähliger Vorurteile ausmachte. So wie es Millionen rechthaberischer Fußballtrainer gibt, gibt es nun unzählige Restauranttester, die womöglich analog gar nie ein Restaurant besuchen, sondern virtuell die Homepages von Restaurants abklappern, um dann darüber mit absoluter Selbstgerechtigkeit zu urteilen. Parallel hat sich jedoch eine Internet-Leserschaft entwickelt, die fehlerhaftes, totalen Mist, oder in der Mehrzahl, gute informative Berichte zu sortieren weiß.

Mittlerweile ist mir Tripadvisor eine wertvolle Information geworden und wer genau ließt kann sich gut informieren. Idiotische Beiträge werden immer seltener und ich lerne immer mehr die Spreu vom Weizen zu trennen. Das Internet bietet viel Schändliches, aber man muss ja nicht auf Dummtexte anspringen. Das Internet ist eine wunderbare Sache und dies zu nutzen erfordert allerdings auch ein bisschen Hirnschmalz. Schlimm ist die allgemeine Tendenz in unserer modernen Welt, dass man seinen eigenen Geschmack als Unfehlbarkeit hinausbrüllt und immer weniger Zwischentöne, in allen Bereichen des Lebens, zulässt. Entweder es es heißt “like”, also Daumen hoch, oder “hate” (Hass), mit dem Daumen nach unten.