Vincents Tagebuch

Good Food

von | 31. Oktober 2018 | Allgemein

Es wird aus Brüssel oder aus Berlin kommend, viel geredet und kaum etwas geschieht, 
um unseren Planeten vor uns zu schützen und  um das Überleben unserer Kinder zu sichern. 
Im Grunde treiben wir nicht auf eine Katastrophe hin, sondern wir sind mitten drin. Als reiches Land merken wir nicht viel davon und der Fernsehzuschauer beguckt sich das Elend in der Welt und ist letztlich angenehm erschüttert, dass es nicht ihn trifft, sondern andere. 
 
Nirgend ist die Fluktuation so groß wie in meinem Kochberuf, der oft nicht schön ist, aber trotzdem zu den schönsten Berufen zählt. Landauf landab wird von den Berufsvereinigungen und von der IHK bejammert die Arbeit sei so hart. Ich möchte entgegnen, dass ein Berufsalltag nie so hart sein wird wie eine Teilnahme am Iron-Man-Marathon, oder die Wanderungen durch die Sahara oder das Urlaubs-Hinaufschwimmen des Amazonas. Offensichtlich haben die Leute Freude daran, ihre Grenzen auszuloten, und warum funktioniert so etwas nicht im Beruf? Es mag daran liegen, dass der Beruf nur noch dem Gelderwerb und dient und sich nicht mehr auf Berufung fokussiert. 
Der Kochberuf ist meiner Meinung nach so prekär, weil er Großteils keinen Spaß macht . Der Kochberuf ist genauso entseelt wie beispielsweise der des Konditors, der heutzutage in erster Linie dem Chemie-Facharbeiter ähnelt. 
 
Wie soll Kochen Freude machen, wenn man nur geschmackloses Kunstdüngergemüse, Convenienceware, oder beispielsweise die Sauce aus der Tüte generiert und den Kartoffelsalat aus Plastikeimern serviert. Wie soll sich die Jugend mit solcher Trostlosigkeit fürs Handwerk begeistern. Auch sind viele Lehrstellen in der Großlandwirtschaft bald nichts anderes mehr als das Studium von GPS Daten und computergesteuerten Spritzterminen und Saatterminen.
  
Die Probleme werden von Jahr zu Jahr mehr und die Beschaffung von guten Lebensmitteln immer schwieriger. Fast jeder Koch schwadroniert über die besten Produkte, die er verwendet. viele wissen aber meistens gar nicht mehr, wo und unter welchen Umständen gute Lebensmittel entstehen. 
Man glaubt heute mehr der Verpackung als dem Inhalt, wobei bei vielen Tüten und Schächtelchen mit ellenlangen Zutatenlisten, die Verpackung oft gesünder ist als der Inhalt. 
Die Agrar-Politiker verdrängen das Problem und kommen gerne mit Nachkriegsargumenten, dass es erste Pflicht sei, die Bevölkerung zu sättigen. Ganz klar, der Verhungernde schaut nicht aufs Verfallsdatum und es gibt viele Länder, deren Not so groß ist, dass gar keine Kraft bleibt ökologisch verantwortlich zu wirtschaften. Deutschland ist jedoch kein armes Land, es ist Geld für alles da, aber nur in dem Maße wie es den Großkonzernen und deren Aktionären Dividende bringt. 
So kam es dazu, dass Regierungen, auch die deutsche, nicht mehr die Regeln der freien Marktwirtschaft, der Industrie, des Bankwesens und Handels. Nein, das Großkapital hat übernommen und bestimmt über die Politik. Man denke an Josef Ackermann von der Deutschen Bank, der in einem Jahr 40 Millionen verdient hat. Was gab es für einen Grund, dass die Kanzlerin diesen Mann, Großbetrüger will ich ihn nicht nennen, zu Geburtstag einlud. Oder die Firma VW baut globalen Mist und die Gewinne bleiben hoch, Verantwortung wird trotzdem nicht übernommen. Nach den Naturgesetzen des Darwinismus macht diese Firma nichts falsch, denn sie hat offensichtlich die Politik im Schwitzkasten.
Es sei geklagt, unsere Politiker sind Marionetten und der Verbraucher nähert sich dem Zustand des Abhängigen genauso wie die Politiker.
 
Besser könnten die Vorraussetzungen nicht sei, damit die breite Masse des zweibeinigen Stumpfsinns die Kassen füllt. Diese Bevölkerungsschicht, welche Deutschland teilt, nämlich in einen Fernsehpöpel, der sich über Werbung astreine Gehirnwäsche reinzieht, und auf der anderen Seite nachdenkliche Leute, die beispielsweise kein Werbefernsehen schauen. Bei den einen mehr, bei den anderen weniger, ist das Gefühl für Natur und die Kreaturen, die darin leben, weitgehend abhandengekommen. 
 
Im Klartext, um aufs Essen zu kommen: für gutes, natürliches Essen ist kaum mehr Wissen vorhanden, und wer von etwas nichts etwas weiß hat sich in kanalisierte Bedürfnissen einzurichten da er die Masse entscheiden lässt und sich treiben lässt.
 
Durch Marketing, betrügerische Verpackung und Werbung blühen artifizielle Derivate, Kopien, Fälschungen und der momentane Überbau unserer Zivilisation, die Simulation. Nichts gegen Fantasy und Grusel und Geisterwelten, welche von Netflix und Amazon in die Hirne gedrückt werden. Leider haben diese Szenerien längst auf Lebensmittel übergegriffen. Bullshit macht auch satt und wer satt ist verliert alle Zweifel und Nachdenklichkeit.
 
Lebensmittel schmecken heute oft doppelt so intensiv wie sie die Natur bereitstellt. In der Schweiz gibt es eine Firma für künstliche Aromen und sie erwirtschaftet sagen und schreibe 3 Milliarden Gewinn im Jahr. Ja, wo bleiben die Aromen? Letztlich in den misshandelten Bäuchen der Verbraucher. Und misshandelt Bäuche generieren kranke Gehirne. Wie wäre es sonst möglich, dass beispielsweise ein Gourmetkoch eine kleine Tomate aufspießt, die nach Kirsche schmeckt und dafür von einem Fake-Resistenten Gourmetplebejern  bejubelt wird.  Aha-Effekte für eine ganz doofe Minderheit von Wunderkerzengourmets sind Legion und finden sich als Like-oder Hate-Radau bei Tripadvisor wieder. 
 
Die Aromaindustrie hat mittlerweile ausgefeilte Techniken entwickelt, welche die Verwendung von künstlichen Aromen fast überflüssig machen. Sie hat Substanzen für zu erhitzende Lebensmittel erfunden, und für solche die gekühlt werden wie beispielsweise Speiseeis. Nach Angaben des Deutschen Verbands der Aromaindustrie gibt es nicht annähernd genügend Erdbeeren, um die Nachfrage nach Erdbeeraroma zu stillen. 
All das wurde von der Politik nicht verhindert, sondern auch alimentiert, und von strengen Gesetzen mit vielen Schlupflöchern geduldet.
Die Tierquälindustrie wird besonders gut kontrolliert heißt es, aber das stimmt nicht. 
Und selbst wenn all die Machenschaften gesetzesgetreu befolgt werden, ändert das nichts an den hundsgemeinen Methoden, an das Quälen, das durch lasche Gesetze nichts als Farce ist.  
 
Das Wort Verbrechen bedeutet für mich nicht nur, dass man das Gesetzt bricht, sondern dass man gegen Ethik und Gesundheit von Mensch und Tier, wissentlich verstößt, und sich deshalb  gegen die Menschlichkeit stellt.
 
Die beteiligten Funktionäre und Politiker kann man getrost, mal mehr mal weniger in die Ecke des Verbrechens stellen.
 
Viel Versäumnis und Wegschauen zugunsten zweifelhafter Ernährung, laste ich Argarpolitikern an. Sie handeln nicht zum Wohle der Gemeinschaft und brechen das Gesetz des Respekts vor der Kreatur und Natur. Deshalb nocheinmal, ich zähle die Leute, die sich von Legislaturperiode zu Legislaturperiode durchbescheissen, zu Straffälligen. 
  
In Europa haben EU Zombies ungefähr 55 Milliarden Euro an die Landwirtschaft zu verteilen. Keine Frage bei solchen Zahlen wird vielleicht auch der edelste Humanist in seiner Ethik wackelig. 
 Agrarsubventionen dienen hauptsächlich den Interessen der Ackerbau- und Viehzuchtindustrie. 
 
Beispiel:
Die Firma Südzucker erwirtschaftete 300 Millionen Gewinn und strich auch noch über eine Million Euro an Fördergeldern ein. Wir schauen immer mit schaudernder Genüßlichkeit auf Italiens Mafia, doch wir sind dermaßen von Deutscher- und Euromafia umgeben, dass wir vor lauter Wald die Bäume nicht mehr sehen. Die Argarindustrie schöpft ab und beim kleinen Bauern tröpfelt es nur, da nicht über Leistung gefördert wird sondern die  Anzahl Hektare den Geldsegen regeln.
 
Mein Sonntagsessen kocht meine Frau, die wenig Gerichte beherrscht und deshalb einen Koch geheiratet hat. 
 
Aber sie bekocht mich am freien Tag. Tiefgekühlten Biospinat, Salzkartoffeln und zwei Demeter-Spiegeleier, das andere Gericht das sie beherrscht sind Spaghetti aus Gragnano, und die besten Dosentomaten die man auftreiben. Alles ganz einfach und wegen der guten Ware für mich eindeutig im Gourmetbereich und wesentlich schmackhafter als eine sonntagsmüde Seezunge beim Italiener. Dass bei unsren Privatessen Fleisch fehlt bemerken wir eigentlich nie, denn an beiden beispielhaften Gerichten fehlt einfach nichts. 
 
Möglich machen all die Missstände letztlich die Verbraucher, die nicht darüber nachdenken dass
Massenzucht an Tieren haufenweise Qual und Mord an Wesen bedeuten, die uns ziemlich wesensnah sind. 
 
Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schaden zufügen schreibt das Tierschutzgesetz im ersten Paragrafen. Damit wäre doch alles gesagt. Wenn man ein Tier essen will, muss man es vernünftigerweise töten, darf es aber nicht quälen.
 
Zum Tierschutz gehört auch die Tierzucht. Ein „Bruderhahn“ ist ein männliches Küken, das nicht wie üblich geschreddert wurde, sondern weiterleben darf, um dann in der Pfanne zu brutzeln. An diesem Bruderhahn-Programm hat sich unser Betrieb einmal beteiligt. Es stellte sich heraus, dass die Turbo-Legehennen züchterisch dermaßen verunstaltet sind, dass man eigentlich nur von Frankensteinhühnern reden kann. Die Viecher haben fast keine Brust, sondern einen riesigen Hintern, der möglichst viele Eier aushält. Wir wollten das als Personalessen installieren, aber uns hat es gewürgt, wir bekamen bei diesen verkrüppelten Elendstieren, keinen Bissen hinunter. Für mich, züchterisch ein Verbrechen.  
 
Keiner denkt auch an die Amputationen von Ringelschwänzen und Schnabelspitzen bei Hühnern.  Es werden Ställe gebaut damit 1000 Rinder in einem Stall passen. Ihre Hörner werden abgesägt damit sie sich nicht gegenseitig stupfen. 1000 Tiere in einer Quälfestung zusammengedrängt, da sind die Hörner natürlich sehr im Wege. Das Absägen der Hörner dürfte ungefähr so schmerzhaft sein, wie wenn man Menschen die Fingernägel rausreißt. Und das alles, damit Geiz-ist-Geil- Idioten billig ihren Rostbraten bekommen. Ganz nebenbei, ich bin kein Vegetarier. 
 
Um noch auf die zahlreichen Skandale sprechen zu kommen: Ich bin gegen Geldstrafen, denn die Erlöse der Quälgangster sind so fett, als würde man Falschparken mit 10 Cent ahnden.
Also rein ins Gefängnis mit den Tätern, oder vielleicht auch wochenlang in einen Kloakenstall gesperrt.
Sehr erfreulich ist, dass es immer mehr Bürger gibt, die sich gegen diese Machenschaften wehren, dass sich Gärtner und Bauern immer zahlreicher gegen Ackergift und Tierquälerei wenden, dass es für diese Helden der Arbeit immer mehr Unterstützung durch Organisationen und den einzelnen nachdenklichen Bürger gibt. Leider sind es immer noch zu wenige.
Kriege sind Geldmaschinen auf Kosten der Humanität. Massentierhaltung und Monokulturen bedeuten auch Krieg: nämlich gegen unseren Planeten, vulgo unser Leben. 
Ob alles besser wird kann ich kaum noch hoffen, 
aber in einem bin ich mir sicher, unsere Nachkommen werden uns verfluchen.