Spargel für Arbeiter

Spargel für Arbeiter

Ich zähle mich zur Arbeiterklasse,
also zu Leuten, die mit ihren Händen werkeln. Was ich nicht wusste, dass es die gar nicht mehr gibt. Vielleicht ist das auch der Grund warum es die SPD bald gar nicht mehr gibt.

Tja, aber erhalten blieb die auf Neuschwäbscih, oder Baumarktschwäbisch bezeichnete “human work family”. Das sind Menschen, die irgendwas schaffen, also Facility-Manager (Putzfrau), Köche, Installateure, Gipser, Mechaniker, Müllmänner u.s.w., also Menschen, die irgendwas “worken”, bei denen Muskelkraft gefragt ist und die deshalb, womöglich,  in Ermangelung des Hirns, viel weniger verdienen als rachitische Investmentbanker, die nur noch von Armanianzügen zusammengehalten werden.
Für Artgenossen mit den Einkommen von Köchen allerdings, empfiehlt sich beim Spargelkauf Zurückhaltung. Ich ergatterte etwas mehr als ein Pfund, sogenannten “Bruchspargel”.
Man soll ja das Edelgemüse nicht in Stücke schneiden, da der Spargel ein Phallussymbol signalisiert, und solch Anbetungswürdiges nicht zerhackt sein will.

Bruchspargel ist von solchen Mythen frei, da sowieso schon in Stücken zerbrochen. So kann man diese preiswerte Variante des Luxusgemüse auch der “Human work family” in den Kochtopf werfen.

Wir geben reichlich Butter in die Pfanne und verstümmeln die Spargelstücke final in zwei oder drei Zentimeter große Tele, um sie bei Vollgas in die aufschäumende Butter zu befördern. Etwas Salz drüber, Deckel drauf und sofort auf kleine Flamme stellen. Den Vorgang nennt man dünsten, also bei geschlossenem Deckel, den Spargel weichgaren. Anfangs wird er noch vom eigenen Saft vor dem Anbrennen bewahrt. Später gibt man vielleicht noch ein bis zwei Esslöffel Gemüsebrühe dazu. Wasser geht auch, dann aber vielleicht noch das grandiose Pülverchen  “Würzl” in geringer Dosis, mit etwas geriebener Muskatnuss und einem Hauch Pfeffer darüber streuen. Wer noch ein bisschen Petersilie hat kann damit das Gericht zusätzlich etwas “aufgrünen”.

Ist der Spargel einigermaßen weich, nach ca. 15 Minuten, kommt der Deckel weg. Mehl und Sahne müssen bereitstehen. Ist jegliche Flüssigkeit verdampf, gerne bei großem Feuer, stäuben wir einen halben Esslöffel Mehl über alles. Sofort gut durchschwenken und mit Elan umrühren und dann unverzüglich mit Sahne das Abrennen verhindern. Wiederum hektisch rühren. Nun haben wir „Spargel à la Creme“ vor uns, wenn zu dick, dann noch Milch oder Sahne dran. Wenn alles zu dünn, das Wunderwerk einkochen bis eine sämige Béchamel den Spargel umschmeichelt. Übrigens Béchamel auf schwäbisch geht so: Bä-schamehl, weil ja Mehl im Spiel ist.

Abschmecken mit etwas Salz, und wenn der Spargel nach Kunstdünger schmeckt noch ein Hauch Zitronenschale dazu.