Schiller Nationalmuseum

Schiller Nationalmuseum

 

Mein Lieblingsdichter heißt Peter Rühmkorf, er starb 2008. Wiederholte male konnte ich ihn kennenlernen und besuchte ihn auch in seinem Kapitänshäuschen in Hamburg-Övelgönne. Ich erinnere mich nur gut an seinen feinen Humor. Irgendwann schickte er mich zum Einkaufsladen in die nahe Altersresidenz Augustinum am Museumshafen. Ich sollte Tüten-Kartoffelpüree, Rotkraut in Dosen und Klopapier besorgen. Er rief mir dann noch nach. “Klopapier, bitte kein Recyclepapier, zwei alte Sachen sollten nicht zusammenkommen!”
Momentan ist im Schillerationalmuseum eine große Ausstellung über ihn. Mit Elisabeth fuhren wir dorthin und waren vorletzten Sonntag die einzigen Besucher. Eine Schande, denn die Ausstellung ist umfassend und klug inszeniert.

Kostprobe aus Selbst III/88

Mit den Jahren auch nicht mehr ganz in dem Zustand,
daß man sich
seine Liebhaberinnen noch persönlich aussuchen kann –
Wahrlich, so ist es, Freunde, keine widerspricht.

Noch Seher oder schon Spanner, das ist die Frage.
Von meinem Augenhintergrund her steh ich
unseren Herrenmagazinen
eigentlich doch etwas näher
als den Zielen der Frauenbewegung
(Phosphoreszierende Strumpfbänder – Arschzeigehosen –
Tittenspitzen steif wie Radiergummis)
Na, mal abwarten erst
wenn der Kopf gegen Mittag endgültig durch die Tabletten bricht…
undsoweiter.

In der Ausstellung bekam mein Köpfchen jede Menge Nahrung, aber der Bauch war leer. Bis Stuttgart wäre mir womöglich das Überleben erschwert gewesen. Also von Marbach nach Stuttgart, und als das brave Auto auf der vielspurigen Stadtautobahn in Ludwigsburg bergauf und oben angekommen war, schlug es selbstständig einen rechten Haken und dann gleich nocheinmal. Haben Auto ein Gedächtnis? Zack wir standen vor dem Restaurant Post-Cantz der Familie Buhl. Tisch war bestellt und um die Ecke wurde flugs falsch geparkt. Egal, es war ein Notfall und meiner Frau und mir wurde bei vollbesetztem Lokal professionell, schnell und hervorragend geholfen. Prima Service, prima Maultaschen, Wiener Schnitzel, das wunderbar nach braunen Butter duftete. In Zeiten der altersschwachen Zentralfritteusen will das was heißen. Dieses Gasthaus kann ich rundweg empfehlen.