Niederlagen stärken den Charakter
Dieser Beitrag soll allen Köchinnen und Köchen Mut machen, Neues auszuprobieren. In einem Youtubefilm erfuhr ich, wie ein Bergbauer mit einem Euro sich durch den Tag gourmetierte. Er saß da, rieb Kartoffeln in eine Schüssel, und quetschte das Geriebene in eine andere Schüssel. Vorsichtig wurde der Kartoffelsaft abgegossen. Der Bodensatz, die weiße Kartoffelstärke blieb zurück und wurde zu den geriebenen Kartoffeln gesellt.
Salz dran und alles zu Klössen geformt, ab ins Wasser. Rohe Kartoffelklösse habe ich noch nie gemacht, so etwas kommt aus einem anderen Kulturkreis als meinem, dem schwäbischen.
Mein Versuch mit dem ersten Probeknödel ging schief. Dann knetete ich noch ein Eigelb darunter und die Wunderkugel löste sich wiederum in ihre Bestandteile auf. Meine Kartoffeln hatten zu wenig Stärke. Beim nächsten mal, demnächst, werde ich noch extra ein bis zwei Teelöfel Kartoffelstärke untermischen. Das Ergebnis ist mir schon klar. Die Knödel werden halten, aber die Konsistenz eines Gummireifens haben. Vielleicht konnten solche Klösse deshalb nicht im Süden, in Frankreich oder Italien fußfassen. Ich werde auch einen Versuch starten und Weizengrieß untermengen.
Auf alle Fälle, der Bergbauer hat mich mit seinem Armengericht fasziniert.
Wenn man mit den rohen Kartoffeln nicht schnell arbeitet, dann verfärbt sich übrigens der Kartoffelabrieb ins Rötlichen. Die Knödel kommen anschließend aschgrau vom kochenden Salzwasser auf den Teller. Man kennt das aus der DDR-Hochküche, “Thüringische, auswurfgraue Kartoffelklösse”, hart wie das Leben. Eigentlich gehören sie unter Kuratel des Waffengesetzes. Doch mit einer guten Soße schmeckt so etwas aber auf alle Fälle erträglich gut.