Chips, Körner, Sämereien, Sprossen, Gerümpel
Die Fahrt war weiter als gedacht, aber Dresden, das Grüne Gewölbe, die Galerie Alter Meister u.s.w., das hat sich für mich sehr gelohnt und war höchst beglückend.
Aber überall, wo sich viele Touristen verklumpen, wird das Leben von schlechtem Convenice-Futter verdorben. Das ist überall so. Alles vorgefertigt, von sich selbst hassenden Nichtköchen wird billigster Schund auf den Tisch geworfen.
Alles ist hübsch verziert und mit Deko-Gerümpel bestreut und der Tourist isst das widerspruchslos.
Es geht auch anders. Auf Google habe ich mir den Angerwirt in Erlangen rausgesucht. Guhmannstraße 10, 91052 Erlangen.
Volles Risiko, die Wirtschaft wirkte komplett frei von jeder überflüssigen Verschönerung. Nichts vor der Tür, nichts an den Wänden, und am Eingang ein kleiner Flohmarkt als Nachbarschaftshilfe. Vor vielen Jahren fand man solchen Purismus hauptsächlich in Italien. Die Melodie die darüber schwebte ging so: Wir Italiener brauchen keine Illusionen, keine Romantik und Gemütlichkeit, wir sind selbst gemütlich.
Der Laden war mit fränkischen Familien gefüllt, ein Höllenlärm, Schmatzen und Tellergeklapper. Martinstag, Viertelsgans mit Riesenklos und Soß. Das bestellte ich nicht, denn ich habe keinen fränkischen Eisenmagen. Eine einzige Bedienung mit einer Schüler-Hilfskraft, auf die sie auch noch aufpassen musste, schmiss den Laden mit schnellem Schritt, in einer Art, dass ich in Bewunderung verfiel. Die Serviererin war eine Virtuosin,
Und dann kam der beste Karpfen, den ich je gegessen habe. Aus dem Sud mit wunderbaren Salzkartoffeln, die es bei uns im Schwabenland kaum gibt. Es war die reine Lehre.
So wünsche ich mir Gastronomie, keine potemkinschen Dörfer auf dem Teller. Man bestellt beispielsweise ein Steak und sollte es unter Kreativ-Klamauk nicht erst suchen müssen.
Mein Freund Wiglaf selig sagte mal zu dem Satz: “Das Auge isst mit!”
Ich wünsche mir, dass die Hand aufgegessen wird, der so etwas zu Papier bringt.