Hat mich mein Beruf geprägt?

Na klar! In meiner Freizeit gibt es ständigen Wechsel der Interessen, mal ist es Renaissancemalerei, denn Bogenschießen, dann wird am neuen Buch geschrieben oder recherchiert, dann Mandoline, dann schönes Wetter, man könnte mal mit dem Motorrad eine Ausfahrt machen. Dann wird mit der 6×7 Kamera fotografiert, dann wieder Altmandoline, dann wird wieder Aquarelliert, dann wird mit Ölfarbe experimentiert, Pigmente angerieben, dann der Garten. Soweit die Freizeit. Vieles bringe ich dann nicht zu Ende. Nun kam ich drauf, dass es mit meinem Beruf zusammenhängen müsste. An einem Gericht arbeitet man nicht ewig. Ist man einigermaßen zufrieden wird eine andere Speise mit den Mitarbeitern diskutiert. Jeden Tag etwas anderes.
In der Drei-Sterne-Küche wird an einem Gericht oft wochenlang herumgeübt und verbessert. Damit sich die Arbeit lohnt bleibt es oft mindestens einen halben Monat, wenn nicht länger auf der Karte. “Uff” wie langweilig, aber so ist das mit der Perfektion. Mich fröstelt es bei dem Gedanken daran.

Letzte Woche war es Seeigel, diese Woche nicht. Das hängt immer davon ab, ob man beste Ware bekommt oder nicht. Diesbezüglich muss man streng sein. Letzte Woche hatten wir auch gepökelte Kalbszunge in Madeirasauce. So geht das mit mir seit 56 Jahren, das ist mein Leben und es ist gut so, das hält in Schwung.