Jud Süß
Joseph Ben Issachar Süßkind Oppenheimer.
Er war Bankier und amtete für Herzog Karl Alexander als so etwas ähnliches wie Finanzverwalter, er sorgte dafür dass Geld herein kam damit der Herzog ordenlich “shoppen” konnte.
Sein Tod ist ein äußerst finsteres Kapitel der Stuttgarter Geschichte. An den Missständen welche das Volk erregte war natürlich der Herzog schuld, aber Jud Süß, wie in das Volk nannte, musste es ausbaden. Als der Herzog verstarb fiel das Volk über den Finanzmann her.
Am 4. Februar 1738 wurde er hingerichtet, über tausend Soldaten überwachten das Terrain, Vom Marktplatz zog man zum Galgenberg. Der durch Haft völlig ausgezehte Oppenheimer ging auf die Knie und bat um Gnade. diese wurde ihm nicht gewährt und so verzichtete er auf seine Henkersmahlzeit, die seit jeher zum Killer-Ritual gehörte. Hinrichtung mit dem Schwert galt als ehrenaft, nicht aber der Galgen. Ein zwölf Meter hoher Eisengalgen stand ungefähr dort, wo man heute den Südeingang den Pragfriedhofs findet. Man könnte sagen das Tötungsutensil war deshalb so monströs, da Oppenheimer während des Schauprozesses ungefähr den sarkastischen Satz sagte, “höher als an einem Galgen könnt ihr mich nicht hängen!” So wird es überliefert, stimmt aber nicht. Der Eisengalgen wurde 1596 fast hundertfünfzig Jahre früher in der Renaissancezeit von dem Stuttgarter Goldschmied Georg Honauer konstruiert. Trotz allem, “Höher Hängen” galt als Judenstrafe, wie ich der Promotionsarbeit einer Lisa Maria Allram entnehme.
Oppenheimer hatte sich auf seinem Todesmarsch die auf einem Tuch gedruckten Zehn Gebote um den Kopf gewickelt und das Angebot zum Christentum zu konvertieren lehnte er ab.
Der Stuttgarter Galgenberg war hergerichtet als stünden die Olympischen Spiele bevor. Ringsum Tribühnen von ungefähr zwanzigtausend Perverslingen bevölkert. Buden waren aufgebaut und womöglich “Heisse Rote” angeboten. Auch Spottmünzen als Andenken wurden verkauft:
„Als ein Finanzen Rath
meinen Lohn mus(s)
ich nun in den Kefich hangen.
Diese Münze kann man im Basler Jüdischen Museum besichtigen.
Nicht nur in Stuttgart, Gruselshows waren damals üblich. Seit den Römern ging es um “Brot und Spiele”, wobei die Spiele, man denke an die Gladiatoren, meist ein blutrünstiges Massaker boten. Da ist man doch zur Nachdenklichkeit angeregt, dass im Deutschen Fernsehen jeden Tag unzählige Krimis mit massenweise Toten gezeigt werden. Die menschliche Evolution ist in diesen niederen Instinkten völlig stecken geblieben.
Eine Leiter mit über vierzig Sprossen wurde an den Galgen gelehnt und Oppenheimer nach oben gewuchtet. Dort hatte man einen rot gestrichenen eiserenen Käfig installiert. Oppenheimer wurde in dieser luftigen Höhe nicht regulär gehenkt, sondern erdrosselt, mit einem Strick buchstäblich abgemurkst. Dafür hatte man extra einen französischen Henker engagiert, da ein Gutmenschen-Schwabe für solch grausame Dienste lieber in die Heuchelei abtauchte.
Oppenheimers Leichnam wurde sechs Jahre lang in dem eisernen Käfig öffentlich zur Schau gestellt, erst 1744 ließ ihn Herzog Carl Eugen bei seinem Regierungsantritt als seinen ersten Regierungsakt abhängen und verscharren.