Depri

Der vergangene Lockdown hat mich verändert. Schlechte Stimmung oder Depression, oder beunruhigende Träume kannte ich nicht. Heute ist mir eine positive Lebenseinstellung erschwert. Stehe ich mit trüben Gedanken auf, denke an die Perversitität in welche der olympische Gedanke abgerutscht ist, wie wenig echte Schokolade in Massenschokolade drin ist, die obszönen Machenschaften der FIFA und des deutschen Fußballbunds, der Gefälligkeits- und Korruptionsjournalismus, vor allem im Internet, an die Menschheitsverbrechen der Bekleidungsindustrie, das Raubrittertum im Wohnungssektor, an das Speichellecken für Diktatoren, Pushback und Pullback von Flüchtlingen u.s.w: Eigentlich ist es zu Heulen.
Die Alten schimpfen gerne auf die Jugend. Sie behaupten früherer sei alles besser gewesen. Von wegen, nichts war besser, pfeifendeckel, und in Deutschland schon ganz und gar nicht.

Damit ich nicht trübsinnig werde brauche ich jeden Tag ein gewisses Medikament als Stimmungsaufheller. Betrete ich morgens die Küche bin ich schlagartig glücklich, dass es die Wielandshöhe mit meinen jungen Mitarbeitern gibt.
Bin ich unter diesen jungen Menschen, oder denke ich an die Friday-Jugend und andere Jugendorganisationen, dann könnte ich über meine Altersgruppe völlig ärgerlich werden. Die Generation meiner Väter, und meine Generation, wir haben es verbockt, das Geldraffen zur Religion erhoben. Die Erde wird ausgemostet. Die Jugend soll es ausbaden, und leider sitzen an den Stellhebeln zur Veränderung, der Nachhaltigkeit, des Umweltschutzes, der Lebensmittelehrichkeit u.s.w. immer noch viele alte Bremsmaschinisten, die im Windschatten des Rechtsstaats diesen mißbrauchen. Und trotzdem nun eine versöhnende Regung: Von den Alten ist die Mehrheit ganz prima. Die Schlechten und Bösen sind letztlich marginal, leider laut und oft mächtig. Deshalb bleibe ich weiterhin eine Frohnatur, die natürlich manchmal auch wackeln darf.