Nicht immer Meckern
Eindeutig ist es so, dass in den vergangenen Jahrtausenden unser Landstrich noch nie so lebenswert wie heute war. Ganz klar, es gibt immer noch genügend Arme. Das lässt sich aber nicht vergleichen mit der Armut, beispielsweise nach dem ersten Weltkrieg. Ich will gar nichts schön reden, denn es kommt ja auch auf die Relation an. Die Reichen sind viel reicher und die Armen nicht mehr so arm, dass sie verhungern müssten. Da gibt es trotzdem noch viel zu tun, denn ein so reiches Land wie das unsere dürfte eigentlich niemanden mehr beherbergen, der unter der Armutsgrenze liegt.
Oft muss ich an die Ukrainer denken, und dass ich, und sicher noch viele meiner Artgenossen, sich gar nicht richtig vorstellen können, was es bedeutet, dass eine Mutter mit Kindern zu uns flüchtet und Ihr Mann in der Ukraine womöglich sein Leben hingibt. Ob da unter den Flüchtenden evtl. mal ein Sozialprofitler darunter sein könnte, wie der FDP-Chef mäkelte, das ist letztlich ein einziges Sandkorn im Riesengetriebe, und ohne Knirschen bewegt sich die Welt sowieso nicht.
Wir können hier im Land demonstrieren so oft wir wollen. In Russland genügt der kleinste Pieps und man kann sich für Jahre in Sibierien die Pfoten abgefrieren. Demonstrieren zu können ist also auch eine Art von Luxus, den man sich in Russland seit den Zaren kaum leisten konnte. Ich will ein gutes Wort für das Russische Volk einlegen, dieses Volk ist über Generationen mundtot gamacht worden, von Spitzeln und Denunzianten sauernass imprägniert. So ein Dasein lässt sich nur mit Apathie überstehen. Wer sich dagegen auflehnt wie Alexei Anatoljewitsch Nawalny der ist wirklich ein Held. Von denen gibt es weltweit übrigens sehr wenige.
Schaut man sich in Autokratien das Leben der Menschen an, dann frage ich mich, wer Diktatur wiederhaben möchte, beispielsweise die Reichsbürger, der muss völlig verrückt sein.
Doch nichts geht über den Versuch. Der Deutsche reist doch so gerne, warum wird eigentlich nicht ein Reality-Check-Urlaub in China, Russland oder Nordkorea angeboten. Das wäre für Diktatoren vielleicht eine neue Geschäftsidee um Devisen zu bunkern und mancher Teutone fände wieder besseren Überblick und wieder Boden unter den Füßen.
PS. Vergangene Woche erzählten mir zwei unterschiedliche Gastwirte, dass sie aufhören. Alleine kochen ohne Küchenhilfe ist konditionell nur kurze Zeit zu schaffen. Mit anderen Worten in Deutschland ist niemand so arm, dass er als Tellerwäscher, als Spülfrau arbeiten müsste.
Also nicht meckern, sondern dankbar sein.