Briefe an Laura

Schwierige Zeiten

18. Dezember 2025 | Briefe an Laura

Liebe Laura,
Das Wort Siebzigerkrieg sagt Dir wahrscheinlich nichts. Der Begriff kommt im heutigen Geschichtsunterricht kaum mehr vor. Er war aber von besonderer Bedeutung. Zwischen Frankreich und Deutschland gab es schon immer das Unwort “Erbfeind”, die dauerhafte Grundlage dazu wurde aber im siebziger Krieg fundamentiert.

Wir hatten seit dem Zweiten Weltkrieg 80 Jahre Frieden. Schon einmal gab es für Deutschland eine lange Zeit des  Friedens, das war 44 Jahre nach dem Krieg gegen Frankreich 1870 und endete 1914. Der Siebzigerkrieg war der letzte Krieg den wir Deutschen gewonnen haben und er war eine Schurkerei von Bismarck angeschoben. (Emser Depesche).

Friedenszeiten generieren Wohlstand. Damals war die Hälfte der Bevölkerung bitterarm, der anderen Hälfte wurde es zu wohl. Allenthalben reklamierten große Geister die Dekadenz, Faulheit, das Verwöhntsein. Es war dieselbe Diagnose wie heute. Dazu kam wie heute die Zukunftsangst, die Industrialisierung schritt voran, Arbeiter wurden geknechtet, und die Welt wurde duch Autogeknatter immer lauter, die Zukunft ungewisser. Die Menschen empfanden das als Bedrohung, wie wir heute Ki und wie die Rechten nach einem Politiker sich sehen, der auf den Tisch haut. So kam es in den USA auch zum Poltergeist Donald Trump. “Die Alte Welt” ist ziemlich gelähmt, nichts geht vorwärts, weil wir verzagt und vielleicht auch verweichlicht sind?

Kurz vor dem 1. Weltkrieg ließ Thomas Mann sich dazu hinreißen, dass die Deutschen dringend einer geistigen Reinigung bedürften und da wäre ein Krieg genau recht.
In seinem Essay „Gedanken zum Kriege“ (1914) wünschte er sich Krieg als geistige Bewährungsprobe und als eine kulturelle Notwendigkeit. Später, nach der Katastrophe des 1. Weltkriegs  ruderte er zurück „Betrachtungen eines Unpolitischen“ (1918). Ganz klar, hinterher ist man immer schlauer.

Da wir um die Gedanken von Thomas Mann wissen, haben wir letztlich das Rezeptbuch zur Zukunftsgestaltung. Was soll dabei so schwierig sein? Die Zeiten sind wirklich schwierig. Auf alle Fälle ist Krieg nicht die die Lösung. Ich bin aber kein Pazifist, wenn man um Leib und Leben fürchtet, muss man sich wehren, deshalb bewundere ich die Kraft des ukrainischen Volks und die Energie des Präsidenten Selenskij.

PS. Sidney Australien: 
Antisemitismus ist eine teufelhaftige Frucht der Dummheit. Man bedenke, unsere Kultur ist dem Christentum zu verdanken. Das sage ich als Atheist. Ohne das Judentum gäbe es das Christentum nicht, und es gäbe auch den Islam nicht. Dass es unter den Juden viele Arschlöcher hat, verbindet mich mit diesem Volk, denn wir haben genausoviele, und andere Völker auch. Wie sagte einmal mein Mitmusiker und Philosoph, der Jazzgitarrist Lorenzo Petrocca bei einem Gig: “Wir brauchen nicht weniger Kohlehydrate sondern weniger Arschlöcher!”

Bismarck, den Berserker sieht man ihm an, aber ohne ihn gäbe es unser heutiges Deutschland nicht.